Ist Leitungswasser trinken gesund?

Die Trinkwasserverordnung schreibt in Deutschland strenge Grenzwerte für Schadstoffe und Keime vor. Deshalb ist Leitungswasser unter bestimmten Voraussetzungen ein gesundes Lebensmittel und man kann es oft bedenkenlos als Ersatz für teures Mineralwasser aus dem Supermarkt trinken. Entgegen vieler Vorurteile ist Leitungswasser nicht grundsätzlich arm an Mineralstoffen. Leitungswasser kann für die Gesundheit sogar besser als Mineralwasser sein, da für Trinkwasser teilweise strengere Grenzwerte für Schadstoffe gelten als für Mineralwasser. Allerdings kann Leitungswasser durch die Hausinstallation mit Schwermetallen und Keimen verunreinigt werden. Durch eine Wasseranalyse kann sicher festgestellt werden, ob das Trinken von Leitungswasser gesund ist.

Ist Leitungswasser besser als Mineralwasser?

Wie Tests zeigen, enthalten Mineralwässer aus dem Supermarkt oft sehr wenig Mineralstoffe. Teilweise ist Leitungswasser sogar besser mit Mineralstoffen versorgt als Mineralwasser.1 Dies ist nicht weiter verwunderlich, da Leitungswasser vielfach aus tiefen Erdschichten gefördert wird. Bevor das Wasser die Fördertiefen erreicht, sickert es oft durch mineralhaltige Gesteins- und Erdschichten. Dabei reichert sich das Wasser mit Mineralstoffen an. Wasserwerke können oft nur eingeschränkt über den Mineralstoffgehalt des Leitungswassers Auskunft geben. Mit einer Wasseranalyse kann jedoch geklärt werden, ob es auch gesund ist, das örtliche Leitungswasser nach starken sportlichen Belastungen zu trinken (hoher Mineralstoffverlust durch Schweiß). Entgegen der weitläufigen Meinung ist auch abgepacktes Mineralwasser aus dem Supermarkt nicht völlig keimfrei. Leitungswasser schneidet bei Keimtests sogar manchmal besser ab als Mineralwasser.
Leitungswasser zu trinken kann auch wegen der strengen Grenzwerte für Schadstoffe gesund sein. So schreibt die Trinkwasserverordnung für das schädliche Uran einen Grenzwert von 0,01 mg/l vor.2 Die Mineral- und Tafelwasserverordnung enthält dagegen für normales Mineralwasser überhaupt keinen Uran-Grenzwert. Dieser existiert nur für Mineralwässer mit dem Vermerk „Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“.3


Ist das Trinken von Leitungswasser immer gesund?

Leitungswasser zu trinken muss nicht immer gesund sein. Die strenge Trinkwasserverordnung schützt Haushalte nicht vor Schadstoffen und Keimen, die über die Hausinstallation das Leitungswasser kontaminieren können. So kann die Qualität von Leitungswasser bis zum Hausanschluss durchaus besser sein als die von Mineralwasser. Über Blei- und Kupferrohre kann das Leitungswasser allerdings mit Schwermetallen belastet werden, die besonders für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich sind. Über undichte oder mangelhaft gewartete Rohre und Boiler wird Leitungswasser teilweise auch mit Keimen verunreinigt. Eine weitere Keimquelle sind Perlatoren (Strahlregler) an Wasserhähnen.
Durch das Herstellen von selbstgemachtem Sprudel mit Wassersprudlern kann das Trinken von Leitungswasser ebenfalls alles andere als gesund sein. Die Geräte und deren Flaschen neigen bei mangelhafter Reinigung zu starker Verkeimung.


Leitungswasser trinken und gesund bleiben – einige wertvolle Tipps

Was kann man tun, damit der Konsum von Leitungswasser gesund ist?
Eigentlich dürfen in deutschen Wasserinstallationen allerdings keine Bleirohre mehr vorhanden sein. Vermieter und Wohnungsbaugesellschaften sind zum Austausch der Rohre verpflichtet. Trotzdem sollte generell Stagnationswasser vor der Verwendung als Trinkwasser einige Minuten ablaufen, damit Schwermetalle abfließen und frisches Wasser zur Verfügung steht.
Perlatoren, Wassersprudler und deren Flaschen sollten regelmäßig gereinigt werden. Die Spülmaschine macht Flaschen relativ keimfrei – wenn diese spülmaschinengeeignet sind.
Kupfer löst sich besonders bei saurem Wasser aus Rohren. Der kritische pH-Wert von ca. 6,8 – 7 kann besonders bei der Wasserentnahme aus privaten Brunnen leicht unterschritten werden. Eine Wasseranalyse kann sicher feststellen, ob Leitungswasser auch am heimischen Wasserhahn noch eine bessere Qualität als viele Mineralwässer hat.

Leitungswasser besser oder schlechter als Mineralwasser? Die wichtigsten Fakten

  • Leitungswasser zu trinken ist gesund – wenn dieses nicht durch die Hausinstallation mit Schwermetallen oder Keimen belastet wird.
  • Leitungswasser enthält nicht zwangsläufig weniger Mineralstoffe als Mineralwasser.
  • Für Leitungswasser gelten teilweise strengere Schadstoffgrenzwerte als für Mineralwasser.
  • Leitungswasser kann besser schmecken als Mineralwasser aus Kunststoffflaschen, da diese teilweise süßlich schmeckendes Acetaldehyd an das Wasser abgeben.
  • 1l Stagnationswasser sollte ablaufen, wenn das Wasser länger als vier Stunden in der Leitung stand. Dies reduziert Belastungen des Trinkwassers mit Kupfer und Blei.
  •  Eine Wasseranalyse gibt hinsichtlich gewisser Parameter Sicherheit, ob das Trinken von Leitungswasser gesund ist.

 

Quellen:

1 Stiftung Warentest, „Vieles spricht für Leitungswasser“: https://www.test.de/presse/pressemitteilungen/Stilles-Mineralwasser-Vieles-spricht-fuer-Leitungswasser-4410914-0/
2 Trinkwasserverordnung Anlage 2: http://www.gesetze-im-internet.de/trinkwv_2001/BJNR095910001.html#BJNR095910001BJNG000303377
3 Mineral- und Tafelwasser-Verordnung: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/min_tafelwv/gesamt.pdf